Spaziergänge im Alten Lennep

14 Juni 2019 , Verfasst in Aus dem alten Lennep 

Erst neulich ging ich mit Freunden in der Umgebung  spazieren, und wir freuten uns an der Bergischen Landschaft, mit ihren Erhebungen und Tälern, die Nachtigall hörten wir zwar nicht, aber die bergischen Wälder rauschten und die Bäche mit ihren Fischteichen boten ein wunderschönes Bild. Ich erinnere mich noch gut, wie ich meiner Kindheit in den 1950er Jahren mit den Eltern zu den Talsperren und früheren Mühlen in der Umgebung und bis  Goldenbergshammer wanderte. Meist hatten wir dann gekochte Eier und gebratene Koteletts dabei, und in der Nähe von Gasthäusern roch es mir seltsamerweise schon von weitem nach Coca Cola, ich bekam aber in der Regel eher eine Bluna gekauft. Zum Thema Spaziergang passt, dass ich in meinem Lenneparchiv vor einiger Zeit erst wieder einmal auf ein einschlägiges historisches Objekt stieß. Auf der Titelseite einer Faltkarte heißt es dazu:

Empfehlenswerte Spaziergänge in der näheren Umgebung Lenneps. Herausgegeben vom Verschönerungs- und Verkehrsverein Lennep 1913. Verkauf dieser Karte seinerzeit in der Buchhandlung Schmitz (20 Pfg.)

Abb. 1 Karte

Unsere heutige Karte der näheren Umgebung von Lennep trägt wie oben schon erwähnt das Datum 1913 und wurde in der Lenneper Buchhandlung von Richard Schmitz für 20 Reichspfennige verkauft. Die empfohlenen Spaziergänge rund um die Heimatstadt begannen alle am damaligen Kaiser- und Kriegerdenkmal (am heutigen Mollplatz) oder am Bismarckplatz, der auch damals schon so hieß und schon damals auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war, auch für die Straßenbahn und die Überlandbusse. Wenn man die Texte der alten Wegeempfehlungen heute liest, dann fällt bald auf, dass insbesondere die Lenneper Straßenbezeichnungen oft nicht dieselben Namen tragen wie heute. Kennt man noch den Nordring, Ostring und den Westring? Auch einen Südring gab es damals. Der damalige Nordring wurde übrigens zur Albert-Schmidt-Allee, im Volksmund manchmal auch Tränenallee genannt. Wieviel Tränen werden dort wohl seit der Schaffung des die ehemalige Stadt Lenneps umgebenden Ringes geflossen sein? Erdacht war dieser übrigens von ein paar Altvorderen, die im Jahre 1869, also vor genau 150 Jahren in Lennep einen Verkehrs- und Verschönerungsverein gründeten. Namhafte Bürger aus Lennep fanden sich damals zusammen, um für diese Stadt etwas zu leisten und Verbesserungen für die Bürger durchzusetzen. Die Bürger kamen aus Handel, Wirtschaft, Politik und Verwaltung. So mancher bekannter Name findet sich somit in den Annalen des Vereins, darunter der vom Baumeister Albert Schmidt, dem Zimmermeister Ludwig Dürholt und dem Maschinenbauer Fritz Haas. Sie gründeten damals ungefähr gleichzeitig auch mehrere andere Organisationen, zum Beispiel einen allgemeinen Bürgerverein zur Verbesserung der Lenneper Verhältnisse und Hebung des „Volkswohls“, wie es damals hieß. Aber nicht nur diese bürgerlichen Aktivisten, sondern auch deren Lenneper Geldgeber sind hier zu nennen, vor allem die Tuchfabrikanten und Tuchhändler wie Hardt und weitere wie z.B. Schürmann, Schröder, Hammacher, Karsch und Hölterhoff, die in Lennep so manches Bürgerprojekt finanzierten. Eine Idee u.a. war damals, rund um Lennep eine Grünzone zu schaffen, nicht nur zum sonntäglichen Spazieren gehen, sondern schon damals durchaus auch mit dem Zweck, das Stadtklima zu verbessern. Aus dem gleichen Grund war ja von der Familie Hardt beim Bau der Kammgarnspinnerei auch das baumreiche grüne Areal am Westerholt geschaffen worden, es wurde aufgeforstet, um der darunter liegenden Arbeitersiedlung in der „Kammgarn“ den Wind abzuhalten und gute Luft zu verschaffen. Ähnliches galt bei der vom Verschönerungsverein begonnenen Ringanlage in Lennep, die nie einhundertprozentig vollendet wurde, die man aber heute noch zu Fuß teilweise nachvollziehen kann. Beispielsweise gehören die Hentzenallee und am Lenneper Neuenteich der Baumbestand des Färberwegs dazu.

Auf unserer heutigen Umgebungskarte von Lennep sind u.a. auch die zeitgenössischen Wegsymbole oder Wanderzeichen angegeben, die den Wanderer durch farbige Rauten, Vierecke und Kreise usw. führen konnten. Sie sind sicherlich nicht die heutigen. Aber nichtsdestoweniger zeigt uns die Karte, wo man noch vor dem Ersten Weltkrieg in der Lenneper Umgebung wanderte. Und eben nicht nur das. Beim Betrachten der Karte und der darauf angegebenen einzelnen Ortsbegriffe wird bei vielen von uns auch eine Erinnerung an die eigene Kindheit wach, wobei ich gestehen muss, dass ich selbst diese Ortsbegriffe durchaus nicht alle kenne. Aber nicht nur ich – dass heutzutage viele Lenneper das Goldfischtal kennen, das kann durchaus bezweifelt werden. Natürlich findet man es auf unserer heutigen Karte.

Abb. 2 Abb. 3
Zwei Beispiele zu Spaziergängen in Lennep, die umgebende Landschaft hat ihren Charakter bis heute erhalten, auch wenn sie aufgrund immenser Bautätigkeit immer mehr „zusammenrücken“ musste. Erhalten ist auch der Blick auf Lennep, wenn man vom Talsperrenweg aus auf die Stadt schaut. Allerdings hat sich auf dem Weg und unten in der Stadt viel verändert. (Repros Lenneparchiv Schmidt, Ansichtskartenoriginale jetzt im Stadtarchiv Remscheid)

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