Alte Kirmesflächen in Lennep

11 Februar 2021 , Verfasst in Aus dem alten Lennep 

In diesen Tagen hörte man mal wieder Klagen zum sog. Kirmesplatz, über den Matsch dort und die ungewisse Zukunft im Blick auch das geplante Lenneper Outlet Center (DOC). Den Matsch dort gab es übrigens auch schon vor ca. 60 Jahren, als junge Liebespaare in der Wildnis dort erste Küsse austauschten. Das weiß ich natürlich nur vom Hörensagen. Feucht, und damit matschig war es dort ja immer schon in vorhistorischer, aber durchaus auch in historischer Zeit, oberhalb lagen früher ja die „Drei Teiche“ im Eck der Teich- und Röntgenstraße, von denen ich immerhin noch zwei erlebt habe. Am ersten fingen wir in den 1950er Jahren mit dem aus einem Stück Draht und einem alten Nylonstrumpf (damals eine Rarität) selbst gefertigten Kescher Kaulquappen fürs heimische Aquarium, der zweite wurde dann zur Grünfläche mit Spielplatz, wo nachmittags die Mütter mit ihren Babywagen flanierten, Reste des dritten Teichs im rechten Winkel dazu erblickt man nur auf sehr alten Ansichtskarten des Röntgengymnasiums, immerhin noch aus den 1930er Jahren, als sich dieser Teich aber meist schon versandet zeigte. Viele Lenneper wissen auch noch, dass die Barackenhäuserzeile längs des späteren Kirmesplatzes nach dem Zweiten Weltkrieg nicht die allerbeste Gegend Lenneps war, längerfristige Notunterkünfte halt, die damaligen Schüler des Röntgengymnasiums, die dort in den Ferien die Post austrugen, gelangten hier in eine andere Nachkriegswelt, die sie von zuhause und aus der Schule nicht kannten. Aber – der hier kurz skizzierte Kirmesplatz, an dem auch ich mit meinen Eltern die erste echt Thüringer Bratwurst verzehrte, war durchaus nicht der erste in Lennep. Zuvor wurde nämlich die Kirmes auf dem Jahnplatz, dem vormaligen Kaiser-Friedrich-Platz, abgehalten, wo auch der Zirkus turnusmäßig seine Gastspiele anbot. Auch ich ging in den 1950er Jahren mit meiner Oma dorthin. Und insbesondere der Türkische Honig und die Zuckerwatte kommen mir da in den Sinn. Auf- und Abbau des großen Zirkuszeltes und das Herumführen der Tiere waren für uns Kinder auch außerhalb der Vorstellungen eine willkommene Abwechslung. An das Problem einer artgerechten Tierhaltung dachten wir damals noch nicht.

Abb. 1
Links der Teichstraße neigt sich die Wiese zu den „Drei Teichen“ hinab. Anfang der 1920er Jahre diente sie, wie man hier sieht, noch als Bleiche. Im Hintergrund das Areal „Am Weyerhofsfeld“. Den unteren Teil der Röntgenstraße sieht man im Gegensatz zum wie oberen äußerst selten auf Ansichtskarten, weil es dort nur eine Wüstenei mit Matsch und Dreck gab. Nichts anderes sieht man übrigens, wenn man z.Zt. aus der Luft auf dieses Areal schaut, z.B. bei google.

Unser zweites Foto zeigt ein Karussell auf dem Jahnplatz der 1930er Jahre. Daran kann ich mich naturgemäß nicht erinnern, denn es ist ja nun ca. 90 Jahre her. Aber es war ein typisches, kleineres Karussell mit Gondeln unter Zeppelinattrappen, die einen großen Globus umkreisten. Der Graf Zeppelin war damals in aller Munde, und das nach ihm benannte Luftschiff wurde selbstverständlich auch über Lennep fotografiert. Und auf dem Jahnplatz nun die kleinere Ausgabe? Na ja, für Lennep war auch diese Version schon ganz schön groß! Das gut lesbare Firmenschild zeigt interessanterweise an, um was für ein Fabrikat es sich hier handelte. „Hugo Haase – Hannover“ ist da zu lesen. Im Internet erfährt man dazu heutzutage, dass Hugo Haase (1857-1922) ein erfolgreicher und berühmter deutscher Karussellbauer war. Er revolutionierte in den Jahrzehnten um 1900 die Vergnügungsindustrie auf den Jahrmärkten ganz Mitteleuropas. Er gilt bis heute auch als Schöpfer neuartiger Attraktionen bei Karussells, beim Autodrom (Autoscooter) und der Achterbahn. Der Mann hatte sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet. Die weitaus größten Produkte dieses Mannes, der in seiner Jugend das Schlosserhandwerk erlernte, standen u.a. in München, Leipzig, New York, Osaka und Tokyo. Na bitte – und in Lennep natürlich, nur nicht immer, aber immerhin hin und wieder.

Abb. 2
Ein Karussell der Marke „Hugo Haase“ auf dem Lenneper Jahnplatz, zuvor „Kaiser-Friedrich-Platz“. Auch der Zirkus gastierte hier nach dem Zweiten Weltkrieg noch regelmäßig.

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