Emil von Bernuth (1797-1882) – Landrat in Lennep

19 Juli 2016 , Verfasst in Aus dem alten Lennep 

In unseren kurzen Beiträgen über das Alte Lennep sind immer wieder einmal auch die früheren Landräte des ehemaligen Kreises Lennep vorgekommen, sei es als in Lennep wirksame Personen oder auch als Statthalter ihrer Amtssitze am heutigen Thüringsberg oder später am Kreishaus an der Kölner Straße. Dem Landrat Lambert Rospatt widmeten wir einen eigenen Artikel und der Landrat Richard Koenigs kam immer wieder vor, als es z.B. um den Talsperrenbau im Bergischen Land ging. Der Name Hentzen ist vielen Lennepern noch bekannt, weil in Lennep wie auch im Falle Lambert Rospatts eine Straße nach ihm benannt wurde. Jeder Lenneper kennt wohl die Rospattstraße und die Hentzen-Allee. Aber nicht alle Lenneper Landräte wurden in Lennep, Lüttringhausen, in Remscheid oder den sonstigen Städten des ehemaligen Landkreises auf diese Weise gewürdigt. Nun soll auch Emil von Bernuth in Lennep eine Straße gewidmet werden.

Der Kreis Lennep war von 1816 bis 1929 ein Landkreis im preußischen Regierungsbezirk Düsseldorf, zunächst innerhalb der Provinz Jülich-Kleve-Berg und ab 1822 der Rheinprovinz. Die Kreisstadt war Lennep. Zum Kreis Lennep gehörten die Bürgermeistereien Burg, Dabringhausen, Hückeswagen, Lennep, Lüttringhausen, Radevormwald, Wermelskirchen und Remscheid. Folgende Landräte wirkten hier zwischen 1816 und 1929, dem so wichtigen Jahr der Kommunalen Neugliederung gemäß dem „Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets“:

1816–1817 Franz Joseph Freiherr von Ritz, 1817–1824 Friedrich Heydweiller, 1825–1866 Emil August von Bernuth, 1866 Gustav Petersen (vertretungsweise), 1866–1882 Lambert Rospatt, 1882–1899 Richard Koenigs, 1900-1923 Friedrich Hentzen, sodann Dr. Müller (vertretungsweise)1923 und 1924–1929 Ludwig Beckhaus.

In der heutigen Bevölkerung sind die meisten dieser preußischen Landräte nicht mehr präsent, insbesondere, je weiter man die Geschichte in die erste Hälfte des 19 Jahrhunderts zurückverfolgt. Im Jahre 1925 erschien im Deutschen Architektur- und Industrie-Verlag Berlin-Halensee (DARI-VERLAG) ein Band mit dem Titel „Der Landkreis Lennep und seine Gemeinden – Herausgegeben vom Landrat des Kreises Lennep“. Dieser Band enthielt gleich zu Anfang einen längeren Aufsatz von „Direktor O. Vaupel, Lennep“ über den „Landkreis Lennep und seine Verwaltung in historischer Entwicklung“. Otto Vaupel war bis 1929 bei der Kreisverwaltung des Landkreises Lennep tätig und wurde später Bürgermeister in Witzhelden. Der Aufsatz von Vaupel behandelt natürlich auch die ersten Landräte in Lennep, und es heißt zu Emil von Bernuth:

„Durch Kabinettsordre vom 22. Dezember 1824 wurde der Regierungsreferendar Emil von Bernuth aus Arnsberg als Nachfolger des Landrats Heydweiller zum Landrat des Kreises Lennep ernannt. Derselbe war Landrat des Kreises Lennep von Januar 1825 bis August 1866. Er starb am 19. August 1882 in Piotskiwice“ (Druckfehler, gemeint ist Piotrkowice in der Provinz Posen)

Landrat Emil August von Bernuth (1797 – 1882) und seine Ehefrau Luisa Dorothea Emilia (Luise) von Porbeck (1799 – 1881). Das Ehepaar lebte über vierzig Jahre in Lennep. Über die Kinder und Enkel verbanden sie sich mit den Lenneper Unternehmerfamilien Fuhrmann und Hardt. Die letzten Jahre verbrachten sie auf dem Gut eines Schwiegersohnes in der Provinz Posen. Ihr Lenneper Wohnsitz war die Lenneper Landratsvilla am heutigen Thüringsberg 6, in der jetzt die Lebenshilfe untergebracht ist. Vorlage der Fotos: privat.

Im Jahre 1980 schrieb der Historiker und Experte für Westfälische Geschichte Ludger Graf von Westphalen in Münster über die Bernuthschen Beamten des 19. Jahrhunderts:

„Die Bernuths gehörten zu einer ausgebreiteten preußischen Beamtenfamilie evangelischer Konfession, die aus Kleve stammend seit 1786 nobilitiert dem preußischen Staat im 19. Jahrhundert zahlreiche Mitglieder der mittleren und oberen Führungsschicht gestellt hat. 1816 waren gleichzeitig 10 Brüder und Vettern als Steuer- und Regierungsräte, als Domänen-und Landgerichtsdirektoren, als Regierungs- und Oberlandesgerichtspräsidenten, als Geheime Finanz- und Wirkliche Geheime Oberregierungsräte tätig“.

Über die Familie von Bernuth, auch über den Arnsberger Zweig, aus dem sich der Lenneper Landrat herleitete, kann man sich heute gut auch über das Internet informieren. Im Jahre 1986 erschien ein Bernuth-Buch, mit dem die Familie ein Werk fortzusetzen wollte, „das frühere Bernuth-Generationen begonnen haben und nachfolgende vielleicht weiterführen werden: nämlich unserer Familie und all denen, die sich ihr verbunden fühlen, dieses Familienbuch vorzulegen“. Auch hat die Familie eine Webseite (http://von-bernuth.org/), und bereits im Jahre 1922 erschien eine „Geschichte der Familie von Bernuth“ in Gülzow i. Pommern. In dieser Geschichte ist auch der Lenneper Landrat Emil von Bernuth ausführlich erwähnt. Dieser Geschichte entnehmen wir hier auch die persönlichen Daten:

Emil August (von Bernuth) geb. 14. Juli 1797 in Cleve, gest. 19. April 1882 in Piotrowice bei Czemplin (Posen), Kgl. Preuß. Geheimer Regierungsrat, Landrat des Kreises Lennep. Gymnasium in Hamm, Universitäten Göttingen und Berlin. 1820 Referendar in Arnsberg, 1825 Landrat in Lennep, 1866 in den Ruhestand getreten.

Einer Lenneper Zeitung aus dem Jahre 1882 kann man nach dem Tode des ehemaligen Lenneper Landrats folgenden Nachruf entnehmen:

„Am 19. April 1882 starb zu Piotrowice in der Provinz Posen auf dem Gute seines Schwiegersohnes von Delhaes Herr Geheimer Regierungsrat Emil von Bernuth im 85. Lebensjahre in Folge von Altersschwäche, nachdem ihm seine Gattin etwa 6 Monate früher in gleich hohem Alter im Tode vorangegangen war. Geboren im Jahre 1797 widmete er sich nach Vollendung seiner juristischen Studien der Verwaltungscarriere und wurde im Jahre 1824 in dem verhältnismäßig jugendlichen Alter von 26 Jahren zum Landrat des Kreises Lennep ernannt, dessen Verwaltung er während 43 Jahren ununterbrochen bis zum Jahre 1866 geleitet hat. Während seiner Verwaltung hat die vielseitige Industrie des Kreises einen früher ungeahnten Aufschwung und eine allseitige Ausdehnung gewonnen. In den bedeutenderen Branchen vollzog sich während dieser Zeit der allmähliche Übergang vom Kleinbetriebe zur Großindustrie. Die Bedeutung dieses Umschwungs drückt sich am deutlichsten in der Zunahme der Bevölkerung aus, welche während jener Zeit von 45000 auf 83000 Seelen, also beinahe auf das Doppelte stieg. Nicht minder hat sich die Landwirtschaft in diesen Jahren aus wenig erfreulichen Zuständen zu bedeutender Vervollkommnung  gehoben. v. Bernuth, dem durch sein Amt die Gelegenheit geboten war, in all diese Verhältnisse fördernd und unterstützend einzugreifen, hat sich dieser Aufgabe mit seltener Hingabe und unermüdlicher Ausdauer gewidmet und den gerechtesten Anspruch auf den Dank des Kreises erworben, der sich sowohl während seiner Verwaltung bei den verschiedensten Anlässen, als besonders auch bei seinem Abgange zu erkennen gab. Von Seiten der Kgl. Staatsregierung waren seine Verdienste durch Verleihung des Roten Adlerordens 4. Klasse und später der 3. Klasse mit Schleife geehrt worden, und bei der Amtsniederlegung ward er durch die Verleihung des Charakters als „Geheimer Regierungsrat“ ausgezeichnet. Den Lebensabend verbrachte er an der Seite seiner Gattin in den Wohnsitzen seiner Kinder anfangs in Coblenz, später in Berlin, zuletzt in ländlicher Zurückgezogenheit auf dem Landgute Piotrkowice. Sein Andenken wird in dem Kreise, dessen Wohle er seine ganze Lebenstätigkeit gewidmet hat, noch auf viele Jahre hinaus ein gesegnetes sein.“

Anlässlich der Verabschiedung des Landrats wurde ihm und seiner Frau von Seiten des Kreises Lennep im Jahre 1866 ein silbernes Gedeck verehrt, das noch heute im Besitz der Familie ist. Die Widmung wurde in die Einzelstücke eingraviert. Vorlage der Fotos: privat. Nach mehr als 40jähriger Tätigkeit in der Kreisstadt Lennep zog es die beiden in den Kreis der Familie in der rheinpreußischen Metropole Koblenz, später nach Berlin und zuletzt in die Provinz Posen.

Es kann hier in unserem Zusammenhang nicht Aufgabe sein, die Verdienste des für uns heute historischen Landrats Emil von Bernuth im Einzelnen aufzuzählen, als Preußischer Verwaltungsbeamter ist seine Person und sein Wirken natürlich in verschiedenen Archiven und in wissenschaftlichen Werken beschrieben. Die Gestaltungsmöglichkeiten preußischer Landräte waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts i.ü. durchaus beschränkt. Der Kreisverband kam damals fast nur als Verwaltungsbezirk für die Kommunal- und Polizeiaufsicht des Landrats in Betracht, die je eigenen kommunalen Angelegenheiten regelten die Bürgermeister selber. Alle Kreistagsbeschlüsse hatte der Landrat vor ihrer Ausführung der preußischen Regierung zur Genehmigung einzureichen, er hatte also vor allem eine Aufsichts- und Vermittlerfunktion, wichtig genug, denn ohne ihn ging nichts „nach oben“.

Der Landrat Emil von Bernuth, in zeitgenössischer Schreibweise manchmal auch: Bernouth, trat seinen Dienst in Lennep wie erwähnt gleich nach Abschluss seiner juristischen Ausbildung an, und zwar mit 26 Jahren, was hin und wieder als recht frühzeitig bewertet wurde. Es war jedoch bei preußischen Verwaltungsbeamten nichts wirklich Außergewöhnliches, bemerkenswerter ist vielmehr die Tatsache, dass er dieses Amt in Lennep über vierzig Jahre ausübte,  bis er 1866 in den Ruhestand verabschiedet wurde. Er wurde also niemals versetzt oder trat auf eigenen Wunsch anderenorts ein anderes Amt an. Der auf von Bernuth folgende Lenneper Landrat Lambert Rospatt war hingegen in seiner Lenneper Zeit zwischenzeitlich als Unterpräfekt in Lothringen tätig und ging 1882 auf eigenen Wunsch als Regierungsrat ins seinerzeit ebenfalls preußische Wiesbaden. Die mondäne Kurstadt Wiesbaden, aber auch natürlich Koblenz als Verwaltungssitz der Preußischen Rheinprovinz mit dem Oberpräsidenten und den weiteren staatlichen Verwaltungsbehörden übten auf Beamtenfamilien einen besonderen Reiz als Wohnsitz aus, so auch auf den ehemaligen Landrat und seine Frau. Angesichts dessen, dass Preußische Verwaltungsbeamte in der Regel doch häufiger ihren Amts- und Wohnsitz ändern mussten, fragt man sich unwillkürlich, ob nicht auch private Verwandtschaftsverhältnisse in Lennep hier eine Rolle spielten. Und dies könnte durchaus der Fall sein. Denn ein Sohn des Landrats, nämlich Bernhard Georg Viktor von Bernuth, geboren am 31. Januar 1832 heiratete in Lennep eine Angehörige der Lenneper Familie Fuhrmann  namens Elise, geb. am 10 Oktober 1838 in Lennep. In der nächsten Generation kam es zu zwei Verbindungen mit der Lenneper Tuchdynastie Hardt. So durch Emil Johann Bernhard von Bernuth im Jahre 1893, in der Folge wirkte er für die Firma Hardt & Co. sieben Jahre in Buenos Aires. Die New Yorker Niederlassung nannte sich ein Zeit lang sogar „Hardt, von Bernuth und Co“.

Das ehemalige Lenneper Landratsamt am heutigen Thüringsberg 6, früher Alleestraße 365, einst und jetzt. Wie so viele amtliche Gebäude und private Villen des 19. Jahrhunderts hatte auch dieses stattliche Gebäude in Lennep keine weitere private Zukunft. Heute ist hier die Lebenshilfe untergebracht. Die mit abgebildete blaue Hinweistafel auf dem rechten Bild erinnert an die Entstehung des Straßenzugs im 19. Jh. als Teil des sog. Lenneper Speckgürtels. Bildvorlage Lennep-Archiv Schmidt

Im Zusammenhang der preußischen Landräte in Lennep, in der Folge von Emil von Bernuth, Lambert Rospatt, Richard Koenigs bis hin zu Friedrich Hentzen, sollte auch das ehemals preußische Landratsamt erwähnt werden, das ursprünglich für die Lenneper Kaufmannsfamilie Fuhrmann erbaut wurde und, wenn auch verändert, als Gebäude noch besteht. Es befindet sich, von der Lebenshilfe Remscheid jetzt genutzt, am Thüringsberg Nr. 6 (früher Alleestraße 365 und eine Zeit lang auch Hindenburgwall), wo auch eine Schautafel mit historischen Informationen angebracht ist, woraus hervor geht, dass die Villa von 1824 bis 1889 als Preußisches Landratsamt diente, und vom Lenneper Baumeister Albert Schmidt 1893 für die Familie Pocorny (Hardt & Pocorny) umgebaut wurde. Das zurückliegende Gebäude links daneben mit dem als Halbrelief modellierten Pferdekopf zur Straße hin (s.u.) war im 19. Jahrhundert die der eigentlichen Villa zugehörige Remise, wo zunächst Pferde, später auch die ersten Automobile eingestellt waren. Der modellierte Pferdekopf weist noch heute auf die Zeit der Kutschwagen zurück. So mancher frühere Lenneper dachte wohl, wenn er hier vorüber ging, an den Satz aus dem Märchen „Die Gänsemagd“ der Brüder Grimm „Du Falada, da Du hangest“. Anders als in diesem grausamen und für Kinder nicht unbedingt geeigneten Märchen antwortete der sehr schön modellierte Pferdekopf hier jedoch hier nicht.

Die Kutscher der Remise wohnten früher in einer kleinen Wohnung meist über der Wagenhalle, noch bis zum 2. Weltkrieg war dort ein ehemaliger Diener eines der letzten preußischen Landräte mit seiner Familie zuhause. Das war der „alte Johann“, der in Wirklichkeit natürlich anders hieß. In der Geschichte der erwähnten Lenneper Familie Fuhrmann findet sich in dem Kapitel über Julie und Lambert Rospatt und ihre Nachkommen eine sehr schöne Federzeichnung des in den 1820er Jahren entstandenen Landratamtes, der Eingang befand sich seinerzeit noch auf der Straßenseite, direkt an der Straße ist ein Wachhäuschen zu sehen, und man erblickt außer der genannten Remise im Hintergrund das sandsteinverblendete Daniel Fuhrmannsche Haus an der Lüttringhauser Straße 3, später Cornelia-Hentzen-Haus und lange Zeit Sitz der evangelischen Kirchenverwaltung. Es wurde im Jahre 1840 für die Familie Fuhrmann vom Lenneper Bauunternehmer Christian Schmidt erbaut, nach den Vorgaben des Architekten Christian Heyden, der mit seinem Jugendfreund Schmidt am Thüringsberg für einige große Villen in der Zeit vor 1860 verantwortlich zeichnet.  Das erste Lenneper Landratsamt ist eines der ersten Beispiele des seinerzeit entstehenden, heute sog. Speckgürtels außerhalb der mittelalterlichen Altstadt, so genannt, weil sich ausgehend von der Poststraße hier am Thüringsberg nach und nach die reichen Lenneper Fabrikanten ansiedelten. Amtlicher Nachfolger des Preußisch Königlichen Landratsamtes am Thüringsberg war übrigens das in den Jahren 1887-89 erbaute Kreishaus an der Kölner Straße. Hier ging der Auftrag seitens des in dieser Zeit nun amtierenden Landrats Richard Königs an den ursprünglich aus Köln stammenden Berliner Geheimrat Schwechten, der mit dem ebenfalls in ganz Preußen wirkenden Bildhauer Robert Baerwald 1889 auch noch das Kaiserdenkmal am Mollplatz, damals Kaiserplatz, baulich realisierte.

Das ausdrucksvolle Halbrelief der zu dem ersten Lenneper Landratsamt gehörigen Remise. Diese wirkt auf uns heute noch wie in der Entstehungszeit vor mehr als 150 Jahren. Der Pferdekopf weist auf den damaligen Pferdefuhrpark  des Landrats und seiner vermögenden Lenneper Familie hin. Später wurde dieser natürlich zeitgemäß durch Kraftwagen ersetzt, insbesondere, als das neue Lenneper Kreishaus 1887/89 an der Oberen Kölner Straße in Lennep entstanden war. Bildvorlage Lennep-Archiv Schmidt

Die politischen Einflussmöglichkeiten der Lenneper Landräte waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie überhaupt in Preußen zunächst gering. Die Königl. Landräte waren reine Verwaltungsbeamte und hatten unpolitisch zu sein. Im Zusammenhang der politischen Auseinandersetzungen während der 1848er Revolution, die auch für den Kreis Lennep von großer Wichtigkeit war, wird der Landrat Emil von Bernuth i.d.R. kaum, und wenn ja nur administrativ agierend erwähnt. Wichtig war jedoch die Vermittlungstätigkeit zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, was in dem oben zitierten Zeitungsartikel anlässlich seines Ausscheidens aus dem Dienst gut zum Ausdruck kommt. Die damaligen Landräte förderten in erheblichem Maße die Wirtschaftsentwicklung im Kreis Lennep, u. a. über die Kontakte der Lenneper Kaufmannsgesellschaft, die ab 1799 bestand, und die 1827, das war im dritten Jahr der Bernuthschen Tätigkeit in Lennep, ein Angebot annahm, die erste Etage des 1791 erbauten Steinhauses zu mieten, das später teilweise als Rathaus, Gericht und Sparkasse diente und 1945 durch Bomben zerstört wurde. Auch die späteren Lenneper Landräte wurden über die Kontakte in der Kaufmannsgesellschaft tätig. So heißt es 1925 in dem schon zitierten Aufsatz von Otto Vaupel bezüglich des Landrats Richard Koenigs: „In Verbindung mit Landrats Koenigs dürfen die Talsperrenbauten unserer Gegend nicht vergessen werden“. Nicht zuletzt über seine Kontakte in der Lenneper Kaufmannsgesellschaft, d.h. zu den Wirtschaftsführern im Kreis und ihren leitenden Angestellten kam es zu einem Genossen-schaftsgesetz und zur Errichtung der ersten Talsperren im Bergischen Land.

Aus dem Alltag des Lenneper Landrats Emil von Bernuth: Bei unseren Beispielen geht es um die Bereiche Musterung, Wehrübungen, Gestellungsbefehle für die „Landwehr-Reuter“, um Dienstpflichten und die Androhung entsprechender Strafen, sofern diese verletzt werden. Die Beispiele stammen aus dem Lenneper Kreisblatt von 1833, die Originalvorlagen aus dem Remscheider Stadtarchiv. Beim Kreisblatt fungierte der Landrat auch als staatlicher Lizenzgeber. Das Blatt war neben anderem mit seinem „Hauptzweck … Organ der Beamtenwelt“ und „Öffentlicher Verkündiger im Lenneper Kreise“, hieß es in der ersten Ausgabe, Mittwoch, den 2. Juni 1830.

Wie erwähnt ist über die frühen königlich-preußischen Landräte in Lennep außer in den Verwaltungsarchiven bis heute vergleichsweise wenig bekannt. In den Veröffentlichungen anlässlich der 750 Jahrfeier Lenneps im Jahre 1980 findet man zu diesem Thema wenig bis nichts. Gerade deshalb sollten wir sie uns einmal wieder in Erinnerung rufen, wie heute hier am Beispiel des Landrats Emil von Bernuth, dem nunmehr im Lenneper Ortsteil  Hackenberg eine Straße gewidmet werden soll.

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